Gipfelstürmer: Hoch hinaus in Brandenburg

Berge in Brandenburg? Klingt nach Palmen in der Antarktis. Klar, dass mich der Bericht über den Gipfelstürmer auf dem Barnimer Plateau sofort aus den Corona-Puschen treibt. 24 Kilometer, 900 Höhenmeter, vier Aussichtstürme, ein Profil wie ein Läusekamm und sogar der Watzmann liegt auf der Strecke.

Start bei zwei Meter über Null

Das Basecamp für den frisch ausgewiesenen Wanderweg, der sich selbst anschickt, den Gipfel zum „schönsten Wanderweg Deutschland 2021“ zu erstürmen, liegt am Bahnhof Falkenberg (Mark), zwei Meter über Null. Nach einem kurzen Bummel durch den Luftkurort schlägt der Weg den ersten Haken an der Carlsburg vorbei durch den alten Cöthener Landschaftspark. Ein Warm-up durch urigen, naturbelassenen Buchenwald, bevor der Weg wieder die Ortsstraße erreicht und zu einem Zwischenstopp an der 200 Jahre alten Rothe Mühle einlädt.

Über den Fontaneweg – der wanderfreudige märkische Dichter war natürlich auch schon da – geht es ortsauswärts und mit teils amtlicher Steigung hinauf zum Barnimer Kammweg. Hier, wie über weite Abschnitte der gesamten Route, windet sich der Wanderweg durch ausgedehnten Laub- und Mischwald.

Bismarckturm

Den ersten Höhepunkt erreicht der Gipfelstürmer am Bismarckturm, 25 Meter über Null. Ob pandemie- oder saisonbedingt, der hübsche Backsteinturm auf dem Schlossberg ist dieser Tage leider nicht zu besteigen. Und auch Rapunzel lässt ihr Haar nicht herunter, sodass mir die „phantastischen Blicke zu den Schiffshebewerken Niederfinow und ins Oderbruch“, von denen die Tourenbeschreibung schwärmt, leider verwehrt bleiben.

Gipfelkreuz mit Humor

Dafür entschädigt das Gipfelkreuz auf dem märkischen Watzmann. Zwar nicht durch eine atemberaubende Aussicht, aber mit Superlativen und Humor: Denn wer es bis hier oben schafft, hat immerhin die stolze Höhe von 1062 dMeter über Null bezwungen. Und befindet sich ‒ zumindest gedanklich ‒ in prominenter Gesellschaft.  

Auf den nächsten Kilometern heißt es Höhenmeter sammeln beim Auf und Ab über Kämme und durch Schluchten, mitsamt einer Extrarunde um die romantische Ahrendskehle. Ein lauschiges Picknickplätzchen, das den Spuren nach zu urteilen auch den Bibern gefällt, liegt am glasklaren Teufelssee.

Gipfelfeeling pur kommt wenig später beim Abstecher zum Thüringer Blick auf, wo die Aussicht an klaren Tagen weit hinein ins flache, von Fließen geäderte Oderland reicht. Kurz vor dem Abstieg zur B158 kündigt sich ein weiteres Gipfelhighlight an, der hölzerne Eulenturm mitten im Garten des Hauses der Naturpflege – der aber heute betriebsbedingt leider ebenfalls geschlossen ist.

Märkische Schanzen

Kein Beinbruch, denn der eigentliche Höhepunkt des furiosen brandenburgischen Gipfelsturms folgt wenig später am Papengrund. Fast 40 Meter und 112 Stufen hoch ragt der Schanzenturm von Bad Freienwalde, Heimat der nördlichsten Sprungschanze Deutschlands, wie eine Weltraumbahnhof in den Himmel und erlaubt einen grandiosen Weitblick bis nach Polen. Der östliche Nachbar liegt hier allerdings auch so nah, dass mein Mobilfunkbetreiber mich schon in dessen Netz wähnt.

Vom Dach der Schanze aus wirkt die letzte Herausforderung beinahe zum Greifen nah, der Anstieg über 225 steile Stufen zu einer kleinen Kapelle und weiter bis zum Aussichtsturm auf dem Galgenberg, 110 Meter über Null.

Hier endet die Tour offiziell. Wer auch die letzten anderthalb Kilometer zum Bahnhof durch die märkische Kurstadt Bad Freienwalde ohne Blasen und Blessuren zurückgelegt hat, darf sich eine ziemlich robuste Kondition bescheinigen – Prädikat Gipfelstürmer.

Aussichtsturm auf dem Galgenberg

Strecke: Rund 24 Kilometer von Falkenberg nach Bad Freienwalde über Wanderwege mit wenigen Straßenabschnitten; auf die rund 900 Höhenmeter kommt allerdings nur, wer wirklich jeden Turm besteigt. Zur Route auf

Google-Maps

Hin und weg: Ab Berlin-Ostkreuz mit der RB 24 und der RB 60 über Eberswalde nach Falkenberg (Mark), zurück ab Bad Freienwalde mit derselben Verbindung, Fahrtzeit werktags jeweils ca. 1:30 Stunde.

Markierung Gipfelstürmer

Beschilderung: Ab Falkenberg ist der Weg anfangs mit einer eigenen Markierung beschildert, verlassen sollte man sich darauf aber besser nicht, denn spätestens ab dem Kammweg werden die Schilder rar, allerdings kann man sich recht gut an den lokalen Wegweisern orientieren.

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