Körnerpark: Neukölln im Urlaubsmodus
Keine Hipster, keine Partygäste, nicht einmal Touristen scheinen sich hierher zu verirren. Wer den Nachmittag im Schatten der Platanen verbringt, hat es meist nicht weit bis zur eigenen Haustür: Familien mit Kindern, Jugendliche aus der Nachbarschaft, ein paar Trinker mit Gewohnheitsrecht. Seitdem das Tempelhof Feld täglich Tausende Erholungssuchende anzieht, gehört der Körnerpark wieder vor allem den Menschen in Neukölln. Zum Glück. Denn in kaum einer Berliner Grünanlage kann man so entspannt dem Großstadtlärm entfliehen wie hier. Selbst an warmen Sommertagen ist die Atmosphäre beschaulich und familiär.
Zweimal müssen wir nach dem Weg fragen, bevor wir am Absatz der langen Freitreppe stehen, die uns in den Körnerpark hinunterführt. Das Gelände, auf dem ein Rixdorfer Geschäftsmann im vorigen Jahrhundert Kies abbaute, liegt noch heute einige Meter unterhalb des Straßenniveaus. An drei Seiten wird es von efeubewachsenen Stützmauern begrenzt. 1910 trat der Besitzer einen Teil der Fläche an die Stadt ab, die dort einen Park im neobarocken Stil anlegen ließ. Um, wie auf einer Tafel im Park zu lesen ist, dem „Stadtviertel ein besonders schmuckvolles Gepräge“ zu geben.
Und das ist famos geglückt: Der Körnerpark, kaum größer als zwei Fußballfelder, wirkt wie ein eleganter Schlossgarten – nur ohne Schloss. Vom Plateau vor der Orangerie, in der die Galerie im Körnerpark und ein Café untergebracht sind, lässt sich die symmetrische Anlage am besten überblicken. Vis-a-vis plätschert Wasser über die Kaskade in ein Brunnenbecken. Unter uns spannt sich eine Rasenfläche, auf der ein paar Sonnenhungrige ihre Handtücher ausgerollt haben.
Zwischen den barocken Steinskulpturen auf einer Bank im Schatten der Bäume, die den kleinen Park säumen, schalten wir automatisch in den Urlaubsmodus. Während sich die Blechlawinen nur einen Häuserblock entfernt über die Karl-Marx-Straße wälzen. Sommer in Neukölln.
Tipp: In den Sommermonaten findet an jedem Sonntagabend ab 18 Uhr auf dem Platz vor der Galerie ein Konzert statt – umsonst und draußen!