Potsdam: Neuer Garten am Heiligen See
Park Sanssouci kennt jeder. Aber wer hätte gedacht, dass ein paar Tram-Stationen entfernt ein kleiner romantischer Landschaftsgarten zu einem entspannten Sonntagsspaziergang einlädt? Der Neue Garten in Potsdam ist zwar kein Geheimtipp, aber ein idyllischer Park, durch den sich nicht ganz so breite Touristenströme wälzen.
Wir nehmen den Eingang über die Gotische Bibliothek am Südzipfel des Parks und spazieren durch die nördliche Vorstadt um den Heiligen See bis zur Glienicker Brücke. Vorbei an holländischen Backsteinhäusern und einer herrschaftlichen Orangerie führen gewundene Parkwege zum Marmorpalais, einer prächtigen Schlossanlage, erbaut im 18. Jahrhundert von Friedrich Wilhelm II.
Der u-förmige Prachtbau liegt etwas erhöht über dem See und wartet mit einem grandiosen Blick bis zur Pfaueninsel auf. Über den Röhrichtfeldern blitzt in der Ferne die weiße Schlossruine auf der Wannseeinsel. Spätestens hier wird klar, dass im Neuen Garten ein landschaftsarchitektonischer Profi am Werk war. Die sorgfältig geplanten Sichtachsen gehen auf das Konto des berühmten Gartenkünstlers Peter Joseph Lenné, der in so vielen Parks und Gärten in Berlin und Brandenburg seine Handschrift hinterlassen hat.
Zwar wird das Palais aus rotem Klinker und weißem Marmor gerade aufwendig renoviert, aber auch von außen kann man sich lebhaft vorstellen, wie auf der Terrasse der einstigen Sommerresidenz irgendwann einmal rauschende Feste gefeiert wurden.
Auf der gegenüberliegenden Uferseite entlang der Seestraße haben sich die zeitgenössischen Potsdamer Celebrities in ihre Villen eingerichtet: Fernseh-Moderator Günther Jauch und Mode-Designer Wolfgang Joop sollen hier wohnen, Star-Model Nadja Auermann und Ex-Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann. Die Promidichte ist hoch in der Berliner Vorstadt.
Wir schlendern weiter kreuz und quer durch den Garten an der merkwürdigen ägyptischen Pyramide vorbei, die früher einmal als Eiskeller genutzt wurde. Den Cecilienhof, das geschichtsträchtige Schloss im Fachwerkstil, in dem sich die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs im Sommer 1945 zur Potsdamer Konferenz trafen, lassen wir links liegen und steuern auf das Grüne Haus zu.
Kein Wunder, dass auch der Ausblick vom Nordende des Sees atemberaubend ist, schließlich war das heutige Mietshaus zeitweise Dienstsitz von Peter Joseph Lenné. Vom Vorplatz am Ufer reicht der Blick Richtung Süden bis zur Kuppel der Potsdamer Nikolaikirche.
Wer mag, kann den Spaziergang durch das UNESCO-Weltkulturerbe über die Muschelgrotte und den schönen Uferweg am Jungfernsee verlängern, bevor eine Holzbrücke nach Westen über den Hasengraben auf die Schwanenallee führt. Von hier aus ist es nur noch ein paar Schritte bis zur Glienicker Brücke.
Hin und weg: Mit der S7 oder dem Regionalzug nach Potsdam Hauptbahnhof, von dort weiter mit der Tram 92 oder 96 bis Haltestelle Behlertstraße, zurück mit dem Bus 316 ab Königsstraße nach S-Bahnhof Wannsee.
Route mit Abstechern und Umwegen ca. 3 bis 5 Kilometer. Lage auf Google Maps