Berliner Sumpf – Wanderung durch das Erpetal
Berlin ist auf Sand gebaut. Und im Sumpf. Das verrät allein der Name, der sich vermutlich aus dem slavischen Wort „berl“ ableitet, was auf mooriges Nass in Flussnähe hindeutet. Besichtigen lässt sich die schlüpfrige Vergangenheit der Hauptstadt noch heute zum Beispiel im Erpetal. Östlich von Mahlsdorf schlängelt sich die Erpe, ein Spree-Ableger, der in der letzten Eiszeit entstand, durch die stadtnahe Wald- und Wiesenlandschaft.
Ein erstaunlich wilder, rund 11 Kilometer langer Wanderweg führt von Friedrichshagen bis zur Rennbahn Hoppegarten, immer längs der Erpe, die sich amtlich Neuenhagener Mühlenfließ nennt. Anfangs auf einem von Wildschweinen traktierten, glitschigen Wiesenpfad durch Röhricht und Indisches Springkraut, vorbei an Kleingärten und einem Foxterrier-Zuchtverein. Später durch schattigen Mischwald und über üppige Feuchtwiesen, in denen es zirpt, piept und quakt. Majestätische Weiden, knorrige Erlen, Birken, Eichen und Ulmen säumen den Weg.
Obwohl das Soundbett aus Verkehrsgeräuschen nur selten ganz verschwindet, lohnt der ausgedehnte Spaziergang durch das landschaftlich abwechslungsreiche und überraschend menschenleere Fließtal. Nur ein paar Hundebesitzer und Sonntagsspaziergänger drehen hier ihre Runden.
Eine Wanderung ohne Picknick ist für mich wie ein Aufstieg ohne Ausblick – nur das halbe Vergnügen. Auf dem Erpetalweg muss man zum Glück auf beides nicht verzichten. Etwa auf halber Strecke liegt – wie auf dem Präsentierteller – ein überdachter Rastplatz mitten in den Feuchtwiesen. Stullen mümmelnd bestaunen wir die lang gestreckte, von Wald eingerahmte Talaue mit ihren Teichen und Gräben.
Fünf Mühlräder soll die schnell fließende Erpe im Mittelalter einmal in Schwung gehalten haben. Heute ist das Erpetal ein naturbelassenes Rückstaugebiet für Hochwasser und steht seit 1949 unter Naturschutz. Ganz unbelastet ist der Flüsschen trotzdem nicht. Die Einleitungen eines nahen Klärwerks sollen die Erpe noch immer hin und wieder zum Schäumen bringen.
Bei unserer Wanderung ist davon nichts zu sehen. Im Gegenteil, der von Schönwetterwölkchen gescheckte Sommerhimmel spiegelt sich malerisch auf der Flussoberfläche. Wir überqueren die Erpebrücke, wandern durch den knarzenden Dahlwitzer Forst weiter zum Elsengrund, einer romantischen, grasbewachsenen Lichtung kurz vor Hoppegarten.
Schließlich mündet das Teilstück des Europäischen Wanderwegs E11 mitten im Lenné-Park am Schloss Dahlwitz-Hoppegarten, der eine Extrarunde lohnt. Vorbei an Kirche und Friedhof endet der Erpetal-Wanderweg an der Rennbahn in Hoppegarten.
Wanderweg Erpetal (ca. 11 Kilometer), Teilstück des europäischen Wanderwegs E11, Route mit Wegpunkten auf Google-Maps
Hin und weg: Mit der S3 bis S-Bahnhof Hirschgartengarten, zurück ab S-Bahnhof Hoppegarten mit der S5